Fineilspitze 3514 m

Packende Hochtour auf den Wächter über dem Eisgrab des Ötzi von der Schöne-Aussicht-Hütte aus Südtirol inkl. Überschreitung und Besichtigung der Fundstelle mit einem nicht enden wollendenen Abstieg bis zum Vernagt-Stausee

Ötztaler Alpen / über den Hochjochferner von der Schöne-Aussicht-Hütte und Nordostgrat / Italien
08/2021 / Technische Schwierigkeit: WS+ (PD+), Gletscherhänge bis 30°,
im Fels I-II,
Klettersteig B/C

Infrastruktur

Talort und Ausgangspunkt: Kurzras, 2011 m (großer, gebührenpflichtiger Parkplatz)
Stützpunkte: Schöne-Aussicht-Hütte, 2842 m, Similaunhütte, 3019 m
ca. 2,5 Std. 831 Hm ↑
Teilnehmer: Sandra, Manuela,Tobias und Norbert
Material: Gletscherausrüstung, Klettersteig-Set

1 . Tag

Die Schöne-Aussicht-Hütte am Hochjochferner in den Ötztaler Alpen erreicht man über den Weg Nr. 3 ab Kurzras am Ende des Schnalstals.
ca. 2,5 Std. 831 Hm ↑

Der Ausgangspunkt am Parkplatz in Kurzras (gebührenpflichtig bis 16:00 Uhr, bei späterer Anreise kostenlos, da danach das Pförtnerhäuschen nicht mehr besetzt ist). 😉

Die Pferdeflüsterin.

Der Abschied fehlt sichtlich schwer… 🙂

2. Tag

Wie auf jeder Hochtour klingelte der Wecker bereits um 5:00 Uhr morgens, damit man spätestens um 6:00 Uhr losmarschieren konnte.

Die Welt erwacht am Gletschersee hinter der Hütte.

Frühstück ohne Worte.

Route

Der Aufstieg erfolgte über den Hochjochferner und durch zwei Felsriegel bis zum Nordosgrat der Fineilspitze.

1. Felsriegel: Klettersteig B/C
2. Felsriegel: Durchstieg in der Mitte des Felsriegels in einer gefährlichen und steinschlaggefährdeten Schuttrinne im II. Klettergrad
Wichtiger Hinweis:
Die oberste Felsrinne im Felsriegel nehmen, da diese objektiv weniger gefährlich und mit Bohrhaken versehen ist. Wir hatten in der mittleren Schuttrinne mit erheblichem Steinschlaggefahr zu kämpfen, sodass ein sicherer Nachstieg kaum möglich war und unterbrochen werden musste! Alternativ den Felsriegel unten auf dem Gletscher umgehen und so sicher zum Hauslabjoch und zum Einstieg des Nordostgrates zu gelangen.

Über den Nordostgrat zum Gipfel: Kletterschwierigkeit I

Der Gletscher hat einen alten Ski als Jahrhundertfund freigegeben!
Der Jahrtausendfund Ötzi kam erst später auf dieser Tour! 🙂

Der Klettersteig (B/C) führte uns über Kamine und Rinnen zu einem Hochplateau.
Der Zustieg über die Gletschermoräne ist ebenfalls etwas tückisch, da nur sehr wenige Steinhaufen unterwegs zu finden waren. Zum Einstieg geht es im Zickzack über Schutt und Geröll.
Achtung! Steinschlaggefahr!
Diese Schuttrinne (ungefähr in der Mitte des Felsriegels) unbedingt vermeiden, entweder die Rinne weiter oben nehmen (objektiv sicherer, gebohrte Haken und Abseilstellen vorhanden) oder den gesamten Felsriegel unten auf dem Hochjochferner umgehen.
In der von uns leider falsch gewählten Rinne lag überall brüchiges und loses Zeug, die man bei jedem Tritt losgetreten hat. Tobi und Sandra konnten im Nachstieg nur knapp  einem gefährlichen Steinschlag ausweichen und hatten viel Glück, dass sie nicht verletzt worden sind. Sie sind umgekehrt (siehe unten im Foto am Einstieg der Rinne) und über den Gletscher zum Hauslabjoch am Fuße des Nordostgrates der Fineilspitze aufgestiegen.

Der Nordostgrat der Fineilspitze im Profil.
Im I. Klettergrad ohne Sicherungsmittel gut zu bewältigen, vorausgesetzt man ist schwindelfrei, die Rucksäcke am besten unterhalb des Grates deponieren.
Gipfelglück!

Der Abstieg am luftigen Grat erforderte erhöhte Aufmerksamkeit. Der Nordostgrat im Abstieg.

Unterhalb vom Gipfel befindet sich die Fundstelle des Ötzi.
An der Fundstelle dieser Gletschermumie wurde eine riesige Steinpyramide errichtet.

Abstieg vom Gipfel bis zur Ötzi-Fundstelle, 3210 m und weiter Similaunhütte, 3019 m,
ca. 2,5 Std. 495 Hm ↓
Abstieg von der Similaunhütte, 3019 m bis zum Vernagt-Stausee, 1689 m,
ca. 3 Std. 1330 Hm ↓
Danach mit dem Bus zurück zum Parkplatz nach Kurzras, 2011 m (gute Busverbindungen im Sommer).

Gesamt: ca. 4 Std. 700 Hm ↑ 5,5 Std. 1900 Hm ↓


Von der Fundstelle ging es zur Similaunhütte und danach folgte der ewig lange Abstieg bis zum Vernagt-Stausee ins Tal.

Fazit

Eine strenge 2-Tagestour mit elend langem Abstieg, ca. 1900 Hm! 🙁
Viel Gletscherkontakt, eine Klettersteigeinlage, ein luftiger Grat an einem formschönen Berg, reichlich Adrenalin in der Schuttrinne beim glücklichen Ausgang eines Steinschlags, wunderbare Begleitungen und mit der Besichtigung der Ötzi-Fundstelle ein alpines Highlight als Schmankerl obendrauf. Was will man(n) oder Frau mehr? Es ist einfach alles dabei gewesen, was das Hochtourenherz begehrt hat!